Was ist Yoga?

Mittlerweile dürfte bei uns schon jeder einmal etwas von Yoga gehört oder gesehen haben. Die meisten Menschen stellen sich unter einem Yoga-Übenden jemanden vor, der körperliche Verrenkungen vollführt und dadurch irgendwie gelassen, ruhig und ausgeglichen wird, oder zumindest danach trachtet, es zu werden. Was den Yoga, den wir im Westen praktizieren, betrifft, ist diese Ansicht nicht ganz falsch. Allerdings muss man dieses westlich geprägte, körperliche Üben klar abgrenzen von dem, was Yoga ursprünglich war und ist:

Sehr, sehr kurz gesagt, ist Yoga eines der sechs orthodoxen Systeme der indischen Philosophie. Es gibt wiederum vier Yogawege, darunter den Raja- Yoga, den Weg der körperlichen und geistigen Kontrolle. Ein Unterweg des Raja- ist der Hatha- Yoga, aus dem sich die verschieden Stile (z.B. Kundalini-Yoga oder Asthanga- Yoga) entwickelt haben. Yoga hatte ursprünglich nichts mit körperlichen Übungen zu tun- diese kamen erst später, als ein kleiner Teil dessen, was Yoga tatsächlich ist, hinzu.

Sinn und Ziel des Yoga ist, auf den Punkt gebracht, das Vereinen des eigenen mit dem göttlichen Willen- die Vollendung des Menschseins, andernorts Erleuchtung, Buddhaschaft, Chymische Hochzeit oder auch „Sein im Paradies“ genannt.

Vor etwa 2000 Jahren postulierte Patanjali den achtfachen Pfad des Yoga zur Erreichung dieses Zieles. Es handelt sich hierbei um acht aufeinander aufbauende Stufen. Hier sind sie:

  1. Ethische Gebote (Yama)

  2. Disziplin (Niyama)

  3. Stellungen (Asana)

  4. Atembeherrschung (Pranayama)

  5. Zurückziehen der Sinne (Pratyahara)

  6. Konzentration (Dharana)

  7. Meditation (Dhyana)

  8. Eins-sein (Samadhi)

 

Was wir im Westen unter Yoga verstehen, und was von mir auch gelehrt wird, ist im Grunde vor allem der dritte Punkt: die Asanas, plus Atemübungen, Entspannungstechniken und Meditation.